Heute Mittag war ich bei einem aufwühlenden Termin. Für 14 Uhr hatte ich die Anwohner der Kirchenstraße und interessierte Beindersheimerinnen und Beindersheimer eingeladen, sich mit mir und weiteren Mitgliedern der SPD in Beindersheim in der Kirchenstraße zu treffen. Ziel war es, mit den Anwohnern mögliche Lösungen zu diskutieren, um sie dann im Ortsgemeinderat bei der nächsten Sitzung aufzunehmen, die leider erst nach der Wahl stattfinden wird.
Wie wichtig den Anliegern das Thema ist, kann man schon daran erkennen, dass mehr als 30 meiner Einladung folgten. In den ersten Minuten merkten wir schnell, wie schwierig die Situation für die Anwohner inzwischen geworden ist. Die Emotionen, die uns entgegenschlugen, waren eindeutig. Die Anwohner sind richtig wütend. Wütend, weil niemand mit ihnen gesprochen hatte. Wütend, weil sehr viele Parkplätze weggefallen sind. Wütend und verängstigt, weil die Autos, LKWs und Traktoren inzwischen mit deutlich höherer Geschwindigkeit durch die Kirchenstraße fahren (30er Zone) und Kinder daher nicht mehr sicher die Straße überqueren können. Wütend aber auch, weil uns vorgeworfen wurde, dass wir nur gekommen wären, um Wählerstimmen zu erhaschen.
Für diejenigen, die nicht wissen, warum das Thema gerade so akut ist, hier eine kurze Situationsbeschreibung. Nach Beschwerden von Anwohnern und der Errichtung eines provisorischen Kindergartens hatte der Bau-, Planungs- und Kindergartenausschuss einstimmig mit Stimmen aller Parteien (CDU, SPD und FWG) verabschiedet, dass die Parksituation in der Kirchenstraße geändert werden sollte. Das Ordnungsamt, als ausführende Institution, hatte entschieden, ein einseitiges Parkverbot sowie 5 Kurzzeitparkplätze für den Ausweichkindergarten, einzurichten. Die Anwohner, die zum Teil schon mehr als 60 Jahre in der Kirchenstraße wohnen, erfuhren nur wenige Tage vor der Installation von der neuen Situation. Keiner hatte bis dahin mit den Betroffenen gesprochen. Weder das Ordnungsamt noch die Politiker hatten sich mit den Anwohnern zusammengesetzt.
Auf Facebook aber auch in persönlichen Kontakten, wurde ich immer wieder auf die Situation aufmerksam. In der SPD diskutierten wir, was wir hier machen sollten. Schnell war uns klar, dass nur der Dialog mit den Anwohnern weiterhelfen würde.
Mit gemischten Gefühlen waren wir zu dem Termin gekommen. Wir hatten schließlich auch nicht mit den Anwohnern gesprochen, bevor wir eine Entscheidung getroffen haben. Umso mehr konnten wir verstehen, dass die Gekommenen zu Beginn erstmal ihre Wut und ihren Unmut loswerden mussten. Gerade in den persönlichen Gesprächen wurde klar, wie sehr sie unter der neuen Situation leiden. Viele sprachen davon, wie sich die Lebensqualität verschlechtert hat (langes Parkplatzsuchen bis zu 30 Minuten, weite Wege vom Auto zur Haustür, Anlieger anderer Straßen, die nun auch Parkplätze suchen müssen, weil die Anwohner auf anliegende Straßen ausweichen, zu schnell fahrende PKWs und LKWs…).
Während wir anfingen über mögliche Lösungen zu sprechen, wurden wir überrascht. Bereits vor über zwei Wochen hatten die Anwohner einen Bürgerantrag bei der Verbandsgemeinde eingereicht, in der sie drei Lösungsvorschläge unterbreitet hatten. Leider hatte keiner von uns bereits davon gehört. Auch auf der Tagesordnung für die letzte Ratssitzung vor den Wahlen (kommenden Dienstag) fehlt dieser Punkt. Wir diskutierten noch eine ganze Weile und kamen überein, dass wir die Bürger unterstützen möchten und auch weiter mit ihnen in Kontakt bleiben werden.
Werden wir die Situation kurzfristig ändern können? Kurzfristig wahrscheinlich nicht, aber es ist uns wichtig, dass wir die Situation nicht unter den Tisch kehren. Wir wollen uns für die Anwohner einsetzen. Klar wurde aber auch, dass wir mit den Anwohnern weiterer Straße sprechen müssen, um wirklich gute Lösungen für die Verkehrsführung und die Parkplatzsituation im Ortskern erarbeiten zu können. Und das auch nach der Wahl. Wir alle wollen uns in Beindersheim wohlfühlen und dafür kämpfen wir. Wie auch immer die Wahl ausgeht. Und den Dialog werden wir von nun an noch mehr suchen.